Die Idee

Der 12. März 2020 wird den aktiven Volleyballern und Fans wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Um die Verbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen wurde zunächst der Spielbetrieb der zweiten Bundesligen komplett eingestellt, abends zogen dann die ersten Ligen der Damen und der Herren nach und auch alle weiteren Ligen in Deutschland. In vielen Wettbewerben waren nur noch wenige Spiele zu spielen.
Am 18. März wurden zunächst die Auf- und Abstiegsregelungen für die Bundesligen bekannt gegeben: In der Saison 2019/2020 werden keine Meister gekürt. Außerdem wird es keine sportlichen Absteiger aus den Bundesligen geben. Um trotzdem Aufstiege aus den dritten Ligen zu erhöhen, soll die Zahl der Mannschaften in den 2. Bundesligen von 12 auf 14 Teams erhöht werden. Auch Nachfrage in den Sozialen Medien wurde ergänzt, dass auch Aufstiege in die erste Bundesliga möglich sind, wenn Vereine an der Vorlizenzierung teilgenommen haben und die Lizenzauflagen erfüllen. Regelungen zu den bereits durch Teilnahme der Stützpunktteams mit mehr als 12 Teams besetzten Ligen, wie zum Beispiel der 2. Bundesliga Süd der Herren, fehlen zumindest in der Pressemitteilung. Auch der Übergang von den Dritten in die 2. Bundesligen blieb unklar, denn zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs hatten noch mehrere Mannschaften (z.B. in der Dritten Liga Ost) eine rechnerische Chance, einen Aufstiegsplatz zu erreichen.
Am 20. März wurden dann auch die Regelungen des Deutschen Volleyball Verbandes für die Dritten Ligen und die Regionalligen bekannt gegeben: Sollten Auf- und Absteiger schon vor Saisonabbruch festgestanden haben, werden diese so umgesetzt. Des weiteren wird allen Mannschaften, die rein rechnerisch noch einen Tabellenplatz hätten erreichen können, der zu Aufstieg berechtigt, ebenfalls der Aufstieg angeboten. Mannschaften, die rechnerisch noch einen Nichtabstiegsplatz hätten erreichen können, dürfen in ihrer Spielklasse bleiben.
Sollte aufgrund dieser Regelung die Staffelstärke einer Spielklasse 14 Mannschaften überschreiten, entscheidet die Staffelleitung, wie sich die Spielklasse tatsächlich zusammensetzt.
Insgesamt sind also noch einige Details rund um Auf- und Abstiege offen und vielleicht können auch unsere Berechnungen hier unterstützen. In erster Linie sind aber die Prognosen für interessierte Volleyballer und Volleyball-Fans, um etwas genauere Antworten auf die große Frage zu geben:
„Was wäre wenn...
... die Saison hätte zu Ende gespielt werden können?“

Die Methode

Die Spielstärke

Aus den Ergebnissen der bereits gespielten Partien der Saison werden mithilfe eines Verfahrens aus der Netzwerkanalyse die Spielstärken der verschiedenen Mannschaften berechnet. Der verwendete Algorithmus, PageRank, arbeitet mit dem Netzwerk aus Mannschaften als Knoten und den Spielen als Kanten und ermittelt eine Knotenstärke aufgrund der gewonnen Spiele, allerdings unter Berücksichtigung der Spielstärke des „besiegten“ Knotens selbst.

Die Spielergebnisse

Mithilfe der ermittelten Spielstärke werden mithilfe des Bradley-Terry Models Wahrscheinlichkeiten für alle möglichen Spiel-Ausgänge berechnet. Zusätzlich wird die Wirkung von Rahmenbedingungen wie zum Beispiel dem Heimrecht berücksichtigt, deren Wirkung aus den Ergebnissen vergangener Spielzeiten ermittelt wurden. Die Wahrscheinlichkeiten sind in der Rubrik zur jeweiligen Liga zusammengestellt.

Die Prognose für den Ausgang der Saison

Abschließend wurden der Ausgang der Saison mit den berechneten Wahrscheinlichkeiten für die Spielergebnisse 10 000 mal simuliert. Die resultierenden Wahrscheinlichkeiten sind in den Grafiken für die verschiedenen Ligen zusammengefasst. Das Ranking auf der vertikalen Achse gibt hierbei die wahrscheinlichste Reichenfolge der Teams am Saisonende an. In jeder Zeile sieht man für die jeweilige Mannschaft die Wahrscheinlichkeiten, mit welcher diese Mannschaft auf der Platzierung der zugehörigen Spalte die Saison beendet hätte.

Über uns

Barbara Pampel und Jürgen Lerner und forschen an der Universität Konstanz unter anderem auf dem Gebiet der Netzwerk-Analyse und -Visualisierung. Barbara Pampel ist außerdem Scout beim Volleyball-Zweitligisten TSV Mimmenhausen. Nach dem Saisonabbruch begannen sie mit ersten Berechnungen zu Spielstärken der Teams und möglichen Prognosen für den Saisonausgang und kontaktieren den ehemaligen Kollegen und Experten auf diesem Gebiet David Schoch, der inzwischen an der University of Manchester forscht. Mit seiner Expertise ging alles recht schnell und mithilfe seines Modells, angepasst durch das Fachwissen über den Deutschen Volleyball und das Ligensystem, entstanden die hier präsentierten Ergebnisse.